Wie versprochen heute eine gaaaaanz lange, aber total süße Weihnachtsgeschichte.
Haltet einen Moment inne und holt Euch einen Kaffee oder Tee und machts Euch gemütlich:-)))
Eine Geschichte, einer wahren Begebenheit nacherzählt von Maria Branowitzer.
Im Allgemeinen pflege ich nicht die Vergangenheit aufzuwärmen, doch als ich in den Schaufenstern die Weihnachtsgänse liegen sah, fiel mir ein Erlebnis ein, das zu erzählen lohnt, obgleich es schon rund 40 Jahre zurückliegt.
In einem Vorort von Wien lebten zwei nette alte Damen. Es war schwer, sich für Weihnachten einen wirklichen Festbraten zu verschaffen. Und nun hatte die eine der Damen die Möglichkeit, auf dem Lande gegen allerlei Textilien eine wohl noch magere, aber springlebendige Gans einzuhandeln. In einem Korb verpackt brachte die Dame -nenn wir sie Fräulein Agatha- das Tier nach Hause. Und sofort begannen Agathe und ihre Schwester Emma, das Tier zu füttern und zu pflegen.
Die beiden Damen wohnten in einem Mietshaus im zweiten Stock, und niemand im Haus wusste davon, dass in einem der Wohnräume der Schwestern ein Federvieh hauste, das verwöhnt, gefüttert und großgezogen wurde. Agathe und Emma beschlossen feierlich, keinem einzigen Menschen jemals etwas davon zu sagen, und zwar aus zweierlei Gründen: Erstens gab es Neider, und zweitens wollten die beiden Damen nicht im alles mit irgendeinem nahen oder weiteren Verwandten die später möglicherweise nudelfett gewordene und dann gebratene Gans teilen.
Deshalb empfingen sie auch sechs Wochen lang - bis zum 24.Dezember – keinen einzigen Besuch. Sie lebten nur für die Gans. Und so kam der Morgen des 23. Dezember heran. Es war ein strahlender Wintertag. Die ahnungslose Gans stolzierte vergnügt von der Küche aus ihrem Körbchen in das Schlafzimmer der beiden Schwestern und begrüßte sie zärtlich schnatternd. Die beiden Damen vermieden es, sich anzusehen. Nicht weil sie böse aufeinander waren, sondern – nun, weil eben keine von ihnen die Gans schlachten wollte.
„Du musst es tun“, sagte Agathe, sprach´s, stieg aus dem Bett, zog sich rasch an, nahm eine Einkaufstasche, überhörte den stürmischen Protest und verließ in rasender Eile die Wohnung.
Was sollte Emma tun? Sie murrte vor sich hin, dachte nach, ob sie vielleicht eine Nachbarin bitten sollte, der Gans den Garaus zu machen, aber –wie gesagt- man hätte dann eben einen großen Teil von dem gebratenen Vogel abgeben müssen. Also schritt Emma zur Tat, nicht ohne dabei wild zu schluchzen.
Als Agatha nach geraumer Zeit zurückkam, lag die Gas auf dem Küchentisch, ihr langer Hals hing wehmütig pendelnd herunter. Blut war keines zu sehen, aber dafür alsbald zwei liebe alte Damen, die sich schluchzend umschlungen hielten.
„Wie…wie“, schluchzte Agathe, „… hast du es denn gemacht?“
„Mit - mit Veronal!“ weinte Emma. „Ich hab`ihr einiges Schlafpulver auf einmal gegeben, und jetzt ist sie…Huuuu….ruuuupfen musst du sie…huuu.“ Nachdem sich die beiden, eng umschlungen auf dem Sofa sitzend, ausgeweint hatten, raffte sich Agathe auf und begann, den noch warmen Vogel systematisch zu rupfen. Federchen auf Federchen schwebte in eine Papiertüte, die die unentwegt weinende Emma hielt. Zum Ausnehmen konnte sich keine entschließen. So kam man überein, da es mittlerweile spät abends geworden war, das Ausnehmen der Gans auf den nächsten Tag zu verschieben.
Am zeitigen Morgen wurden Agathe und Emma geweckt. Mit einem ruck setzten sich die Damen gleichzeitig im Bett auf und stierten mit aufgerissenen Augen und offenen Mündern auf die offen gebliebene Küchentür. Herein spazierte, zärtlich schnatternd, wenn auch zitternd und frierend, die gerupfte Gans!
Bitte, es ist wahr! Hören sie nur weiter. Es kommt nämlich noch besser.
Als ich am Weihnachtsabend zu den beiden alten Damen kam, um ihnen noch rasch zwei kleine Päckchen zu bringen, kam mir ein vergnügt schnatterndes Tier entgegen, das ich nur des Kopfes wegen als Gans ansprechen konnte. Denn das ganze Federvieh steckte in einem liebevoll gestrickten Pullover, den die beiden Damen in rasender Eile für ihren Liebling gefertigt hatten.
Ich habe die Geschichte, gleich nachdem es passierte, im Rundfunk erzählt. Wahre Scharen pilgerten damals hinaus nach Döblingen, um die Pullovergans zu sehen. Sie lebte sieben ganze Jahre, und dann starb sie eines natürlichen Todes. Heftig betrauert von den beiden Schwestern, die von einem Gansbraten nie wieder etwas wissen wollten.
Ist das nicht eine süüüüße Geschichte -gan"s"breitgrins-
Ach ja Eva, es war gestern die Kerze und nicht der Stern. Aber Stern hört sich irgendwie romantischer an, hihi.
Nun wünsche ich Euch Lieben noch einen wunderschönen 4.Advent.
5 Kommentare:
Liebe Heidi, obwohl ich wenig Zeit hatte, habe ich deine Adventsgeschichten und Rätsel immer mal schnell gelesen. Nun, zum Abschluß, möchte ich mich für diese schöne Begleitung durch die Adventszeit bedanken. Die Gans-Geschichte (schluchz + lach) ist wirklich der krönende Abschluß.
Ich wünsche dir und deinen beiden Männern ein wunderschönes Weihnachtsfest. Bis bald.
Ich schließe mich Rena an und bedanke mich für deinen "Adventskalender".
Ich werde die Gänsegeschichte jetzt ausdrucken und aufheben, wenn ich darf? Ist das herrlich! Man stelle sich mal die nackige Gans vor *gröhl*! Meine Nachbarn haben auch Gänse und werden die Geschichte lieben!
Habt ein schönes weihnachtsfest!
Liebe Grüße,
Sabrina
Ja die Geschichte ist wirklich der krönende Abschluß! Einfach herrlich!Ich wünsche dir und deiner Familie ein wunderschönes Weihnachtsfest.
Lieben Gruß Melanie
Schade, dass ich diese Geschichte erst jetzt gelesen habe. Sie ist so wunderbar, die hätte ich am Weihnachtsabend bestimmt vorgelesen. Na dann eben nächstes Jahr!
Danke dir!!!
Was für 'ne schöne Geschichte!! ;o)
LG von der Grid
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